Ob es uns passt oder nicht!

Kolumne in der Ostfriesenzeitung im Oktober 2023

Seit ich als Kind eine monatelange Antibiotika-Therapie bekam, habe ich total schlechte Zähne. Sie sind schief und krumm und alles andere als strahlend weiß. Am liebsten würde ich nie den Mund aufmachen, aber das ist als Pastor schwierig. Ich versuche aber zumindest beim Lächeln, den Mund geschlossen zu halten. Wenn ich in Gedanken oder total ausgelassen bin, dann geht mein Mund aber trotzdem auf und ich lache. Wenn ich mich dann auf einem Foto sehe, schäme ich mich.

Ich habe schon oft darüber nachgedacht, mir für viel Geld die Zähne machen zu lassen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe ein gesundes und saniertes Gebiss. Ich gehe regelmäßig zum Zahnarzt und der sagt immer: „Herr Kaminski, es sind ihre echten Zähne. Vielleicht nicht schön, aber einzigartig. Falsche Zähne kann sich jeder machen lassen.“

Das stimmt natürlich nicht. Denn schöne falsche Zähne kann man sich nur machen lassen, wenn man sehr viel Geld auf den Tisch legt. Dass der Zahnarzt mich aber daran erinnerte, dass ich einzigartig bin, hat mir sehr gefallen. Das war ja fast wie eine kleine Predigt.

Zähne sind ein total sensibles Thema. Ob der Vorsitzende der CDU das bedacht hat, als er behauptete, dass abgelehnte Asylbewerber sich die Zähne machen lassen, während die Bundesbürger keinen Zahnarzttermin bekommen?

Geflüchtete haben oft furchtbar schlechte Zähne. Und wer schon mal Zahnschmerzen hatte, der weiß wie wichtig es ist, dass diese nachlassen und möglichst nicht wiederkommen.

Wenn Menschen polarisieren nutzen Sie ganz oft die Begriffe „die da“ und „wir hier“.

Das machen übrigens Vertreter aller politischen Lager und manchmal sogar Vertreter der christlichen Kirchen und anderer Religionen.

Anfang Oktober ist immer Erntedank. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich zu einem Zahnarzt gehen kann. Und ich bin dankbar dafür, dass Gott jede und jeden von uns in seiner Einzigartigkeit kennt und liebt. Ob uns das passt oder nicht: Gott liebt immer auch „das andere“.